RADEBEUL: KARL-MAY-MUSEUM ZEIGT JUNGE KUNST VON "TURTLE ISLAND"

Im Radebeuler Indianermuseum bekommen die Besucher einen ganz neuen Blick auf das heutige Leben der Ureinwohner Nordamerikas – dank zeitgenössischer Künstler.

Radebeul. Das Karl-May-Museum in Radebeul ist um eine Ausstellung reicher. In der Villa "Nscho-tschi" präsentiert es zeitgenössische Werke nordamerikanischer indigener Künstler. Bisher konnte man im Karl-May-Museum vor allem etwas über die Vergangenheit der Indianer Nordamerikas erfahren. Doch auch heute noch leben etwa sieben Millionen Menschen mit indianischen Wurzeln in diesem Teil der Erde.

"Nach langer Vorbereitung können wir die Ausstellung eröffnen, die es in dieser Form und in dieser Dimension in Deutschland noch nicht gab", sagte Volkmar Kunze, Museumsgeschäftsführer und Vorsitzender der Karl-May-Stiftung, am Dienstagnachmittag. Durch die neue Schau wird nun auch die Gegenwartsgeschichte der indigenen Bevölkerung im Museum gezeigt. Die hier präsentierten Kunstwerke, wie Gemälde, Fotografien und Skulpturen, stammen alle von zeitgenössischen Kunstschaffenden.

Dauerleihgabe von Ethnologe Manuel Schultz

"Turtle Island Gallery" lautet der Titel, übersetzt Schildenkrötengalerie. Über die Bedeutung des Namens klärte der wissenschaftliche Direktor, Robin Leipold, auf: "Turtle Island ist die indigene Bezeichnung für Nordamerika." Wenn man den Kontinent auf einer Landkarte anschaue, sehen viele Indianer in den Umrissen eine Schildkröte. Zudem spielt das Reptil in etlichen Mythen der Ureinwohner eine wesentliche Rolle. So leben die Menschen auf dem Rücken einer Schildkröte. Die Umwelt und die Erde müssen daher respektvoll behandelt werden, damit das Tier mit seinem Panzer nicht abtaucht und die Menschheit so im Weltozean untergeht.

Das Karl-May-Museum begann vor Jahren mit dem Sammeln moderner indigener Kunst. Den Grundstein legte eine Arbeit von Dwayne Frost. Der Künstler hat früher das große Wandbild im Hohen Stein zu den Karl-May-Festtagen gestaltet. Einen wesentlichen Schub bekam die Sammlung durch den auf Nordamerika spezialisierten Ethnologen Martin Schultz. Bereits als Student begann er, indigene Kunst zu sammeln. Mehr als 500 Werke nennt er sein Eigen. Davon hat er 227 Arbeiten im vorigen Jahr als Dauerleihgabe an das Karl-May-Museum übergeben. "Was für mich wichtig war, war zu sammeln, was an Materialien da ist in der zeitgenössischen Kunst, was an verschiedenen Ausdrucksformen existiert, also eigentlich die Gesamtheit abzubilden, von dem, was es gibt. Denn nur dadurch kriegt man den Überblick, was zeitgenössische Kunst ist", so Schultz.

Auftakt für weitere Projekte

In ihren modernen Werken integrieren die Künstler traditionelle Elemente, adressieren historische Missstände oder aktuelle Probleme. Manchmal kritisch, manchmal mit einem Augenzwinkern zeigen sie die vielfältigen Perspektiven von modernen indigenen Menschen in den USA und Kanada. Die Ausstellung besteht etwa zur Hälfte aus dem Museumsbestand und zur anderen Hälfte aus einer Auswahl der Dauerleihgabe von Schultz.

An der Ausstellungseröffnung nahm US-Generalkonsul Kenichiro (Ken) Toko teil, der das Radebeuler Museum zum dritten Mal besuchte. "Es ist wichtig, mehr über die Einmaligkeit der indigenen Bevölkerung zu kennen", sagt er, dessen dreijährige Amtszeit in diesem Sommer endet. Die aktuelle Ausstellung ist der Auftakt für kommende Projekte des Museums, die sich mit dem heutigen Leben und der Kultur der indigenen Menschen Nordamerikas beschäftigen werden.

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