Besuche seit mehr als 30 Jahren
Seit 1991 führt die Stadt Halver einen Jugendaustausch mit Israel durch.
Halver – Im jährlichen Wechsel besuchen israelische Jugendliche die Stadt Halver und ein Jahr später Halveraner Jugendliche Israel. Vom 3. bis 13. Oktober machen sich nun wieder junge Menschen aus Halver auf den Weg ins Gelobte Land: Insgesamt 19 Jugendliche treten die Fahrt an, wohnen vor Ort in diversen Gastfamilien und lernen das Leben und die Gebräuche hautnah kennen. Natürlich ist mit dem Austausch auch eine Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, dem Holocaust, geplant, obwohl dieses Thema bei der Fahrt nicht durchgängig im Vordergrund stehen soll.
Am Sonntag fand im Bürgerhaus ein Vorbereitungstreffen zur Fahrt unter der Leitung von Andrea Reich statt, die gemeinsam mit Erzieherin Saskia Lau die Fahrt organisiert und durchführt. Im Rahmen des Abends wurden organisatorische Dinge geregelt und die Programmpunkte der Reise näher besprochen. Unter anderem sind in Israel Besuche Bethlehems, Jerusalems und des Toten Meeres geplant, aber auch eine Fahrt nach Palästina steht auf dem Programm.
Andrea Reich, die schon zahlreiche Jugendaustausche der Stadt begleitet und organisiert hat und selbst als Schülerin Anfang der 1990er-Jahre beim ersten Austausch dabei war, beantwortete die zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schüler – unter anderem zu Verhaltensweisen und Gebräuchen in dem fremden Land.
Darüber hinaus schauten die Jugendlichen im Rahmen des Vorbereitungstreffens den Film „Carl-Heinz Kipper – 13 Jahre in Angst“. Kipper erlebte die Zeit des Holocaust als Kind in Iserlohn. Seine traumatischen und traurigen Erlebnisse schildert der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 87-jährige in dem 20-minütigen Film, der von der Stadt Iserlohn in Auftrag gegeben wurde, auf eindrückliche Weise. Kipper beschreibt darin seine plötzliche Wandlung von einem beliebten Schüler und Klassenbesten zum gemiedenen Außenseiter, den Brand der Iserlohner Synagoge in der von den Nazis sogenannten Reichskristallnacht und die Zerstörung und Plünderung des Kaufhauses eines jüdischen Händlers. Auch die Deportation der Mutter nach Theresienstadt, die Trennung von seiner Schwester und die Hilfe, die ihm durch eine katholische Frau zuteil wurde, die den als Halbjuden von den Nazis eingestuften Jungen trotz Anfeindungen ihrer Umgebung aufgenommen hat, wird in dem eindrücklichen Film mit Interviewauszügen und animierten Szenen geschildert. Von 64 Familienangehörigen der Familie der Mutter haben nur sechs den Holocaust überlebt.
Natürlich werden die Jugendlichen vor Ort auch die Gedenkstätte Yad Vashem aufsuchen und den Holocaust thematisieren, aber die Organisatoren wollen den jungen Menschen auch das moderne Israel näherbringen, die Lebensfreude und Gastfreundschaft der Menschen in einem spannenden und an Kultur reichem Land.
2023-09-18T06:20:17Z dg43tfdfdgfd