Ein neu ausgeschilderter Wanderweg führt jetzt von Norden auf den höchsten Berg des Altkreises Bautzen. Dabei gibt es manch Überraschendes zu entdecken.
Kubschütz. Der Kobold ist ein fröhlicher Geselle. Ausgerüstet mit Rucksack, Stock und Wanderstiefeln, immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen, wandert der weißhaarige Spitzbart durch die Gegend zwischen dem Kubschützer Ortsteil Rachlau und dem Czorneboh, der mit fast 557 Metern immerhin der höchste Berg im Altkreis Bautzen ist.
Mal hält der Kobold ein Bierglas in der Hand, mal umschwirrt ihn ein Falter, mal schleppt er einen schweren Eimer voll mit Wasser. Doch besonders freut er sich, wenn Menschen in seiner Nähe sind – große und kleine Wanderfreunde, die die Schönheit der Natur am nördlichen Berghang des Czorneboh und auf seinem Gipfel, aber auch die Besonderheiten des kleinen Dorfes Rachlau an seinem Fuße erkunden wollen.
„Bei vielen Sagen, die sich um den Czorneboh ranken, steht der Teufel im Mittelpunkt. Doch auch Kobolde haben eine große Bedeutung, denn sie bewachten einst die im Berg verborgenen Schätze“, erklärt Gesine Lehmann. Die Rachlauerin kennt die Sagen ihrer Heimatregion wie kaum jemand sonst und hat daher auch maßgeblich zum Konzept des Koboldsteigs beigetragen. Dieser soll die Besucher nämlich auch mit der reichhaltigen Sagenwelt der Czorneboh-Region bekannt machen.
Doch wie kam es dazu? „Als wir 2021 unser 100-jähriges Feuerwehrjubiläum feierten, baten wir unsere Gäste um Geldspenden für einen guten Zweck. Pokale hatten wir schließlich schon genug“, blickt der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Rachlau, Jens Lehmann, zurück. Die Kameraden wollten mithilfe der Spenden, ergänzt durch Fördermittel, etwas Bleibendes für ihren kleinen Ort schaffen, der sich idyllisch in das Tal des Albrechtsbaches schmiegt. „Da die Wanderwege auf der Rachlauer Seite des Czornebohs generell schlecht ausgeschildert waren, kamen wir auf die Idee, einen neuen Weg zu markieren.“
Doch damit allein sollte es nicht getan sein, nein, der Weg sollte auch die Verbundenheit der Rachlauer mit ihrem Heimatdorf stärken: „Schließlich gibt es hier so viele Geschichten, die in Vergessenheit zu geraten drohen, da sie kaum noch jemand erzählt.“ Als Jens Lehmann und Gesine Lehmann zur Schule gingen, lud die Lehrerfamilie regelmäßig zu Wanderungen ein, bei denen sie über Besonderheiten berichtete und Sagen erzählte – gern auch begleitet von der Ziehharmonika. Doch seit dem Schuljahr 1992/93 gibt es in Rachlau keine Schule mehr.
Gesine Lehmann jedoch hat ein großes Wissen darüber bewahrt und durchstöberte „ganz viele Sagenbücher, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen“. Daraus, aber auch aus historischen Begebenheiten, Denkmälern und Sehenswürdigkeiten kristallisierten sich 13 Stationen heraus, zu denen der neue Koboldsteig die Wanderer führt.
Seinen Anfang nimmt er in der Ortsmitte am alten Gasthof, der schon seit geraumer Zeit leer steht. Am Dorfteich vorbei geht es zur „Schlupka“, einer in Stein gefassten Quelle, an der die Rachlauer früher Wasser holten und die daran erinnert, dass die hiesigen Dorfbewohner ihre Wasserversorgung bis zum heutigen Tag in Eigenregie absichern. „Der sorbische Name weist aber auch darauf hin, dass Rachlau einst ein sorbisches Dorf war“, betont Gesine Lehmann.
Die „Schützebank“ erinnert an den Insektenkundler Karl Traugott Schütze. Nach dem steilen Anstieg des Nordhangs passiert der Weg die vielen „Erinnerungsstücke“ des Teufels und natürlich den Berggasthof, bevor der Koboldsteig auf die Schönberger Straße mündet und vom Wanderparkplatz aus über einen Wirtschaftsweg zurück nach Rachlau führt. Insgesamt ist der Weg acht Kilometer lang. „Obwohl zurzeit im Bautzener Stadtwald ein Harvester-Großeinsatz stattfindet, lässt sich der Koboldsteig gut begehen“, versichert Jens Lehmann.
Eingeweiht werden soll der Weg am Sonnabend, dem 3. Juni, 14 Uhr, am Rachlauer Spielplatz. Dafür hat die Rachlauer Feuerwehr einen etwa einen Kilometer langen verkleinerten Rundweg durch das Dorf vorbereitet, der die Stationen des Koboldsteigs „en miniature“ erlebbar macht und zahlreiche Überraschungen bereithält. Am Abend gibt es ab 19 Uhr eine zünftige Wanderhüttengaudi mit den Baschützer Blasmusikanten, zu der Besucher gern in historischer Wanderkleidung erscheinen dürfen. Am Sonntag, dem 4. Juni, wird dann ab 9 Uhr der 10. Lauf um den Czornebohpokal im Löschangriff durchgeführt.
Jens Lehmann und Gesine Lehmann bedanken sich bei allen, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben – insbesondere bei Kreiswegewart Jens Fanselow, der Gemeinde Kubschütz und dem gemeindlichen Bauhof, der Firma Spreedesign, aber auch bei den Anwohnern am „Mini-Rundweg“. Und natürlich bei dem Kobold, der unermüdlich freundlich lächelt …
2023-06-01T09:09:17Z dg43tfdfdgfd