Rund tausend Meilen sind es nach Westen, nach San Francisco. In gleicher Entfernung nach Osten liegt Chicago. Dazwischen und drumherum: viele Berge im Westen, viel flaches Land im Osten.
Dass hier eine Metropole heranwachsen konnte, ist auch der Eisenbahn zu verdanken. Mit ihr kamen die Menschen. Sie waren zu Zeiten des Goldrausches am Pike‘s Peak auf der Suche nach dem großen Reichtum.
Auf der Höhe von etwa einer Meile (1609 Meter) liegt Denver, gegründet 1858, die Mile High City. Und erster Kontaktpunkt für viele Ankommende war die Union Station.
«Züge fahren hier nicht mehr viele, aber man kann gut in der alten Bahnhofshalle verweilen», sagt Rich Grant. Der frühere Tourismuschef der Stadt nennt die Union Station «Denvers Wohnzimmer».
Restaurants und ein Hotel residieren in dem Gebäude, das ebenso sehenswert ist, wie der älteste Teil von Colorados Hauptstadt, in dem es steht. Sanierte Backsteingebäude am Larimer Square versprühen historisches Flair.
Der Zug der kanadischen Bahngesellschaft Rocky Mountaineer aber fährt in RiNo ab, im River North Arts District nördlich des Platte River. Auf Schienen geht es durch grandiose Landschaft nach Moab in Utah - und danach? Wartet ein Roadtrip, denn im Nachbarstaat liegen einige der beeindruckendsten Nationalparks der USA. Rocky Mountaineer bedient eine spektakuläre Strecke im einst Wilden Westen.
Der Zug fährt in «Kodak-Geschwindigkeit», wie an Bord Chef-Gastgeber Mike Hannifin sagt. Langsam genug, dass man fotografieren kann - von den Rocky Mountains in die Red Rocks. Das sind die roten Felsen, die so charakteristisch für den Süden Utahs sind. Zwei Tage braucht der elegante Luxuszug für die Strecke, die keine 600 Kilometer lang ist.
An der Landschaft vor den Panoramafenstern kann man sich nicht sattsehen. Colorado ähnelt vielerorts den Alpen, schroffes Gestein durchschnitten von Flüssen, viel Grau, Bäume, Vegetation. Übernachtet wird auf dem Zwei-Tages-Trip nicht im Zug, sondern in Glenwood Springs, einem kleinen Ort etwa auf der Hälfte des Weges. Hier gibt es alte Hotels mit Wildwest-Ambiente, das Grab des berüchtigten Revolverhelden Doc Holliday und ein großes Thermalwasserbecken für Kurgäste.
Bevor Mike am nächsten Morgen wieder «all aboard» über den Bahnsteig ruft, können die Reisenden mit Zugführer Wayne Nicks sprechen. Der anstehende Moffat Tunnel, erzählt er, sei nicht nur die höchste Stelle auf der Reise, sondern führe auch rund zehn Kilometer durch den Berg. «Er galt als Meisterleistung der Ingenieure, als er vor 95 Jahren fertiggestellt wurde.»
Die Landschaft wandelt sich. Vor der Staatengrenze geht es nicht nur durch die lange Röhre, sondern auch den Ruby Canyon, der nur vom Wasser oder dem Zug aus zu sehen ist. Etwa 40 Kilometer lang ist die Erdfurche aus tiefrotem Sandstein. Von dort aus zu sehen ist auch die Grenze der beiden Bundesstaaten, zumindest ist sie in großen weißen Lettern auf den Felsen gepinselt. Links «Utah», rechts «Colorado».
Bis Moab fährt der Zug, dem kleinen Ort, der der Ausgangspunkt für Touren in den Arches Nationalpark und den Canyonlands Nationalpark ist. Auch hier hält der Rocky Mountaineer außerhalb des Ortes, die Schienen führen nicht bis in die Stadt hinein, einen Bahnhof gibt es auch nicht. Dafür klimatisierte Busse, die die Zugfahrer an einigen zentralen Stellen in Moab abliefern. Dann heißt es: Mietwagen abholen und hinein in die Nationalparks. Die sind rund um die Uhr geöffnet, allerdings wird es nachts dort extrem dunkel. Sternengucker hält das nicht davon ab, die Serpentinen hinaufzufahren und die Konstellationen zu bestaunen.
Jeder Nationalpark hat ein Infocenter, in dem sich Besucher tagsüber Kartenmaterial und Tipps bei den Rangern abholen können. Diese begleiten Besucher zu festen Zeiten auf die Trails oder zu einzelnen Sehenswürdigkeiten.
In Arches etwa geht es darum, wie die mehr als 2000 Sandsteinbögen entstanden sind. «Wind, Regen, Sonne, Schnee und viel Zeit», sagt Rangerin Nicole Westcott. Schnell geht da nichts, und trotzdem ist alles in Bewegung. Erdgeschichte erfordert viel Vorstellungsvermögen.
Die Window Arches, Nord und Süd, sind zwei der größten Bögen im Park. Gegenüber auf der anderen Seite der Straße liegt der Double Arch, der ähnlich geformt ist wie die Stützen eines Zelts. Besonders beliebt ist die Wanderung zum Delicate Arch, einem markanten hohen Bogen - dessen Bild ziert die Autokennzeichen des Bundesstaates.
Diese Wanderung sollte man planen und am besten sehr früh am Morgen beginnen, rät die Rangerin. Der Weg führt von einem Parkplatz aus über glatte Felsen, zwei Meilen, gut drei Kilometer, immer nach oben. Kein Baum und kein Strauch sind da, die Sonne brennt von Frühjahr bis Herbst erbarmungslos auf die Wanderer hinab. Und die roten Felsen heizen sich über den Tag auf, sodass auch noch von unten Wärme kommt.
«Heat kills» steht auf Warntafeln überall im Park. Genügend Wasser sollte jeder bei Wanderungen dabeihaben, mindestens eine Gallone pro Person - also 3,6 Liter. Und: Sonnencreme großzügig verwenden, den Kopf bedecken, gute Schuhe tragen. Nach einigem Fluchen und vielen Trinkpausen steht er dann endlich da, der einsame Bogen auf seinem weiten Plateau - Ziel erreicht. Die Anstrengung hat gelohnt.
Die fünf bekanntesten Nationalparks in Utah werden als die «Mighty 5» vermarktet, darunter der Canyonlands Nationalpark, er liegt weiter entfernt von Moab und bietet wiederum ein ganz anderes Bild. Dunkler und brauner sind die Steine, die Canyons zum Colorado River steiler. Es gibt ebenfalls zahlreiche Wanderwege und Aussichtsterrassen, von denen aus man das weite Land überblicken kann.
Und vielleicht entdeckt man dabei den ein oder anderen Ort, der einem bekannt vorkommt, obwohl man noch nie da war: Denn die Parks sind beliebte Filmorte seit Hollywood mit seinen Kameras nicht mehr nur in den Studios filmte, sondern «on location». Besonders für Westernfilme war die Szenerie wie gemacht.
Weiter geht es Richtung Westen, der nächste Park auf der Strecke der «Mighty 5» ist der Bryce Canyon Nationalpark. Wer dort ankommt, ist durchs legendäre Monument Valley gefahren, und hat ordentlich Höhenmeter erklommen. Das wird auch im Hochsommer an den recht niedrigen Temperaturen ersichtlich.
Der Canyon liegt auf rund 2400 Metern, morgens früh zeigt das Autothermometer zwischen fünf und zehn Grad an. Dennoch lohnt es sich, zum Sonnenaufgang in den Park zu fahren und gleich die Wanderstiefel zu schnüren.
Denn die Trails führen tief in die «Amphitheaters» hinein, die mit ihren «Hoodoos» aussehen wie überdimensionierte Haufen, die Kinder aus nassem Sand gemacht haben und am Morgen besonders ansehnlich sind. Auch hier sind Wind und Wetter unerbittlich am Werk, um diese einzigartigen Säulen zu formen.
Anspruchsvolle und einfachere Trails verschiedener Längen gibt es im Bryce Canyon. Wanderer sind immer auf rotem, unbefestigten Sand unterwegs. Serpentinen führen hinauf und hinunter. Und auch hier brennt die Sonne, wenn sie hoch am Himmel steht.
Von Bryce aus führt der Highway 89 zum nächsten in der erlesenen Gruppe der «Mighty 5», dem Zion National Park. Das ist nicht nur der älteste der Park in Utah, auch die Wanderwege sind äußerst interessant. «Angels Landing» ist einer davon, für den man inzwischen eine Erlaubnis zum Wandern braucht.
Auf dem beliebtesten Trail möchte man das Aufkommen zum Schutz der Natur kontrollieren. Fast 500 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen «Trail Head» und Gipfel, geübte Wanderer brauchen mindestens vier Stunden dafür. Ohne Permit möglich, aber an schönen Tagen ziemlich voll, ist der Weg in die «Narrows».
Dort wandert man in einer Schlucht durch den Virgin River - dabei steht Erwachsenen das Wasser zwar nicht bis zum Hals, aber bis zum Bauchnabel kann es schon reichen. Die wasserfesten Bergschuhe und die Wanderstöcke, die es zu leihen gibt, sind eine gute Investition für diese Tour.
Capitol Reef ist der fünfte Park, ebenfalls meilenlange Wanderwege, tolle Campingplätze, einzigartige Landschaften. Wer Interesse an der frühen Besiedlung hat, wird an den dortigen Petroglyphen Gefallen finden. Die Wandmalereien zeugen von der Geschichte der Ureinwohner in dieser Gegend.
Utah hat, ebenso wie Colorado, jede Menge einzigartige Landschaften zu bieten, in und außerhalb der Nationalparks. Per Zug und Roadtrip haben Besucher einiges davon gesehen - und in vielen Fällen womöglich den Wunsch, einfach weiterzufahren und noch mehr zu entdecken. Oder wiederzukommen.
Reiseziel: Colorado und Utah liegen im Westen der USA, beide Staaten werden von den Rocky Mountains durchzogen.
Anreise: Von Deutschland aus gibt es sowohl nach Denver (von Frankfurt und München), also auch nach Salt Lake City (ab Frankfurt) Direktflüge.
Unterkunft: In Denver gibt es Unterkünfte in den unterschiedlichsten Preisklassen. Die Übernachtung in Glenwood Springs ist im Reisepreis der Reise mit dem Rocky Mountaineer enthalten. Unterkünfte in den kleinen Orten rund um die Nationalparks wie Moab, Bryce oder Springdale sind gerade in Zeiten der amerikanischen Schulferien im Sommer (Mai bis August) oft ausgebucht. Rechtzeitiges Reservieren lohnt. Das gilt auch für Reisende, die mit Zelt und Wohnmobil unterwegs sind - denn auch die Campgrounds in den Parks haben begrenzte Kapazitäten.
Zugreise: Nähere Infos dazu auf der Tourismus-Seite Denvers (dpaq.de/ymLZWJe) oder direkt bei der Bahngesellschaft (dpaq.de/ATPCdqS).
Währung: 1 US-Dollar = 0,93 Euro (Stand: Anfang Mai 2024)
Zeitverschiebung: In der hiesigen Sommerzeit ist Deutschland Denver und Salt Lake City acht Stunden voraus, in der Winterzeit sieben.
Weitere Auskünfte: www.colorado.com; www.visitutah.com
Social Media: www.instagram.com/rockymountaineer; www.instagram.com/visitutah; www.youtube.com/VisitUtah; www.instagram.com/visitcolorado; www.pinterest.de/visitcolorado; www.youtube.com/user/VisitColorado
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