ZUG NACH NIRGENDWO: ÜBERRASCHUNGSFAHRT WECKT HOFFNUNG AUF BAHNREAKTIVIERUNG

Studenten haben Ideen

Zug nach Nirgendwo: Überraschungsfahrt weckt Hoffnung auf Bahnreaktivierung

Anwohner trauten ihren Augen kaum: Denn jetzt fuhr auch ein Zug über Gleise, auf denen nur noch Güterverkehr fährt. Gibt es die Chance einer Reaktivierung? Zwei Studenten haben eine Idee.

Valbert – Fährt da ein Zug nach Nirgendwo? Anwohner trauten ihren Augen kaum. Ein roter Personenzug fuhr vor rund einer Woche über die Gleise in Richtung Krummenerl. Normalerweise fahren hier nur Güterzüge Schotter vom Steinbruch Krummenerl zu Gleisbaustellen der Deutschen Bahn (DB). Aber nein, das war ein roter Zug, offensichtlich ein Personenzug, wie Karl Hardenacke, Grünen-Faktionsvorsitzender, der Redaktion mitteilte. Wach wurden Erinnerungen an eine Idee zweier Studenten aus Siegen und und eine mögliche Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr. Und das in Kombination mit den positiven Nachrichten seitens der DB der vergangenen Woche. Erst vor einigen Tagen berichtete unsere Redaktion über das „Comeback des Jahres“, denn : Seit Mittwoch, 17. April, fährt nach mehr als 1000 Tagen wieder die Volmetalbahn zwischen Lüdenscheid und Hagen. Gibt es auch Pläne für Meinerzhagen?

1955 war Schluss mit dem Personenverkehr

Die Bahnstrecke von Meinerzhagen bis Krummenerl wurde zwischen 1912 und 1927 gebaut. Ursprünglich sollte sie bis Olpe führen. Dieses Verkehrsprojekt wurde aber aufgrund der zwei Weltkriege und aus Geldmangel aufgegeben und blieb unvollendet. Deshalb heißt die Strecke im Volksmund auch „die Unvollendete“. Personenverkehr wurde nur bis Mai 1955 betrieben. Es existierten die Haltepunkte Meinerzhagen, Scherl, Valbert und Krummenerl. Im Jahr 2005 wurden zwischen Meinerzhagen und Krummenerl neue Gleise verlegt. Schon mehrfach wurden Überlegungen seitens der DB angestellt, die Strecke stillzulegen.

Das „Bündnis zum Erhalt der Güterverladestellen Krummenerl und Brügge“, bestehend aus Interessenvertretern der Industrie und Politikern der Region, konnte zuletzt 2017 den Erhalt der Strecke erreichen. 2021 gab es dann ganz andere Stimmen für die Schienen. Zwei Studenten der Universität Siegen hatten den Plan, von Köln die Strecke der RB25 bis Meinerzhagen und das vorhandene Gleis bis Krummenerl zu nutzen und durch das Ihnetal bis Listerscheid neu zu bauen. Der Haltepunkt Listerscheid an der Bahnstrecke Olpe-Finnentrop würde dann zum Knotenpunkt ausgebaut. Der von Köln kommende Zug soll bis Finnentrop weiterfahren. Richtung Olpe wäre das mit einem Umstieg in Listerscheid verbunden. Der Geschäftsführer des Zweckverbands Personenverkehr Westfalen-Süd (ZWS) Günter Padt fand diese Idee offenbar so überzeugend, dass er sie aufgegriffen hat, um sie der Zweckverbandsversammlung vorzustellen. Dort wurde der Beschluss gefasst, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.

Der Plan der beiden Studenten sollte auf seine Umsetzbarkeit hin untersucht werden, um den Kreis Olpe besser an den Großraum Köln anzubinden. Der Ortsverband der Grünen positionierte sich dazu und würde es begrüßen, wenn auch der Märkische Kreis in die Studie mit aufgenommen werden würde. „Die vom Menschen verursachte Klimakrise wird zur Klimakatastrophe, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch reduziert wird“, schrieb der Ortsverband 2022.

Der Verkehrssektor müsse dazu seinen Beitrag leisten, weshalb der Personenverkehr auf der Schiene nach Plan der Bundesregierung bis 2030 verdoppelt werden soll. Auch der ländliche Raum soll besser angebunden und bei Bedarf sollen auch stillgelegte Trassen reaktiviert werden. „Dieses Ansinnen möchten wir Grünen in Meinerzhagen unterstützen.“

Nachfrage bei der Deutschen Bahn

„Richtig beobachtet“, heißt es seitens eines Bahnsprechers aus Düsseldorf. Im Anschluss an die Probefahrt zwischen Hagen und Lüdenscheid war auch eine Messzugfahrt notwendig – und zwar bis nach Krummenerl. Aber: „Das hatte nichts mit einer möglichen Reaktivierung zu tun“, erklärt der Bahnsprecher. Vielmehr wurde geprüft, ob die Bahnübergänge reibungslos funktionieren – für den Güterverkehr. Derzeit gebe es keine aktuellen Pläne seitens des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe, die Strecke anders zu nutzen oder gar auszubauen. „Das wäre auch zu schön gewesen“, sagt Karl Hardenacke und hält an der Position der Grünen zu dem Thema fest. Allerdings, so berichtete es die Westfalenpost in Olpe vor rund einem Jahr unter dem Titel „Bahnfahrt nach Köln bleibt weiter ein Traum“, sind die Mittel für die Machbarkeitsstudie von der Bezirksregierung nicht freigegeben worden. Aber was nicht ist, kann noch werden, hofft Hardenacke.

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