"MAL OFFLINE SEIN": IMMER MEHR JUNGE LEUTE LIEBEN WANDERN

Wandern ist nur was für alte Leute – von wegen. Doch warum finden es junge Leute nicht mehr langweilig und altbacken, stundenlang durch die Natur zu wandeln? Auf Spurensuche.

Gohrisch. Blauer Himmel so weit das Auge reicht, grüne Wiesen und Felder, dazwischen thronen karge Felsen und bewachsene Hügel. Der Blick vom Aussichtspunkt Gohrisch in Richtung Königstein bietet ein beeindruckendes Panorama, das es bei Wanderungen in der Sächsischen Schweiz zur Genüge gibt. Doch ist das selten etwas, was junge Leute begeistert. Allerdings entsteht in letzter Zeit immer mehr der Eindruck, als fänden junge Leute es gar nicht mehr so abwegig, ihre Freizeit auch in der Beschaulichkeit der Natur zu verbringen.

„Sportarten in der Natur geben Energie und machen glücklich. Es tut gut, auch mal offline zu sein und die Gedanken ein bisschen schweifen zu lassen“, antwortet Eni Lange auf die Frage, warum sie gerne wandern geht.

Die 18-jährige Studentin aus Dresden schnürt regelmäßig am Wochenende oder in den Semesterferien ihre Wanderschuhe, packt belegte Brote und Müsliriegel in ihren Rucksack und macht sich auf ins Grüne, am liebsten in die Sächsische Schweiz. „Der Blick vom Lilienstein auf die vielen anderen Felsen ist zu jeder Jahreszeit malerisch. Er ist mein Lieblingsfels. Dort lässt es sich auch sehr gut klettern“, schwärmt die gebürtige Plauenerin, und sie hat festgestellt: „Für mich ist Wandern immer auch meditativ. Es vereint Bewegung und in der Natur sein – und macht einfach Spaß.“

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Auch junge Familien mit kleinen Kindern kommen

In ihrem Umfeld gebe es viele junge Leute, die das Wandern für sich entdeckt hätten und gerne in Gruppen gemeinsame unterwegs seien, erzählt Lange. Auch für die kommenden Wochen haben sie schon einige Pläne für Touren gemacht, auf die sich alle schon freuen würden.

Eine Begeisterung, die auch Madlen Rogge gut verstehen kann: „Wandern ist sehr leicht zugänglich. Man kann eigentlich überall wandern gehen und findet dabei zurück zur Natur“, sagt die 39-Jährige. Die studierte Tourismuswirtschaftlerin ist im Tourismusverband Sächsische Schweiz zuständig für Aktivurlaube und in ihrer Freizeit selbst häufig dort unterwegs, am liebsten zusammen mit ihrer Familie.

Sie habe in letzter Zeit festgestellt, dass insbesondere junge Familien mit kleinen Kindern immer öfter in ihrer Region Wanderurlaub machen. Aber auch, dass vor allem junge Tagesgäste aus Dresden regelmäßig zum Wandern in das nicht weit entfernte Mittelgebirge kommen, beobachtet sie schon seit Jahren.

"Es wird jünger und sportlicher"

Auch Zahlen aus Studien der FH Westküste für das Deutsche Institut für Tourismusforschung aus den Jahren 2019 und 2023 zeigen, dass sich die Zahl der Wanderfreudigen stark erhöht hat. Waren es 2019 nur knapp zwölf Prozent der 16- bis 24-Jährigen, die manchmal, also bis zu viermal jährlich, ihre Wanderschuhe schnürten, so sind es 2023 bereits 48 Prozent gewesen. Bei den 25- bis 34-Jährigen stieg die Zahl auf das mehr als Dreifache, von etwas mehr als 13 auf 45 Prozent, und auch in der Altersklasse 35 bis 44 Jahre wuchs die Anzahl derer, die gelegentlich am Wochenende oder im Urlaub eine Wandertour unternahmen, von 16 auf 46 Prozent.

„Man kriegt schon mit, dass es jünger und sportlicher wird“ bekräftigt auch André Egger von der Laufszene Events GmbH aus Dresden. „Viele junge Leute sind in Gemeinschaft in der Natur unterwegs, das merke ich schon in meinem direkten Umfeld“, sagt Egger. Er organisiert gemeinsam mit seinem Team zahlreiche Lauf- und Wanderevents in Sachsen und inzwischen auch deutschlandweit, darunter den Adventure Walk – auf gut Deutsch: Abenteuerwandern – in der Sächsischen Schweiz und in Thüringen sowie den Sachsentrail im Erzgebirge.

Kein Mangel an Angeboten

Für ihn liegt ein Grund für die wachsende Beliebtheit des Wanderns nicht zuletzt auch schlicht am deutlich größeren und breiter gefächerten Angebot. „Was gab es denn vor zehn Jahren schon für Veranstaltungen für junge Leute? Da musste man als Kind immer nur wandern gehen, wenn die Eltern wollten“, erklärt Egger. Mittlerweile könnten die jungen Leute entscheiden, ob sie alles selbst organisieren oder das Komplett-Paket inklusive Verpflegung bei Veranstaltern buchen wollen.

An Angeboten mangelt es jedenfalls nicht, allein in Sachsen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, zum Beispiel beim Megamarsch oder eben dem Adventure Walk, bei dem man in der Gruppe oder allein 25 oder 50 Kilometer bewältigt und dabei bis zu 1.000 Höhenmeter überwindet.

Für Eni Lange ist und bleibt Wandern eine Lieblingsbeschäftigung. Ihr geht es dabei auch gar nicht hauptsächlich um gezieltes Auspowern. Sie möchte den Stress des Alltags hinter sich lassen und dabei umgeben von schöner Natur und frischer Luft auf andere Gedanken kommen. „Es ist ein Teil von mir. Jedes Mal, wenn ich eine Wanderstrecke bis zum Ende gelaufen bin, bin ich stolz, dass ich es geschafft habe“, sagt sie. „Nach der Wanderung bleibt immer ein erfüllendes Gefühl.“

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